Ricardo Mandolini

geb. 1950 in Buenos Aires. Musikalische Ausbildung (Komposition, Violoncello, elektronische Musik) in Argentinien. 1977 Einladung in das elektronische Studio der Hochschule für Musik in Köln, 1978-81 Förderung der Studio-Arbeit durch den DAAD (Bonn), seitdem Gast in diversen elektronischen Studios in Europa: IPEM Gent, TU Berlin, EMS Stockholm, GMEB Bourges, INA•GRM Paris. Musikwissenschaftliche Promotion 1987, seit 1988 Dozent und 1993 Habilitation in Lille, wo er seitdem lehrt und lebt. 1988 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Seit 1980 häufiger Gast im TU-Studio, wo fünf elektroakustische Kompositionen realisiert wurden.

 


Das Zuspielband von Vox veterrima wurde  3-kanalig als Triangel entworfen (2 Lautsprecher unten vor dem Carillonturm in einigem Abstand zum Publikum, der dritte Lautsprecher oben im Bereich der Spielkabine des Turms).

Vox veterrima, die “Stimme aus alter Zeit“, ist ad hoc für Europas größtes Carillon (mit einem Umfang von fünfeinhalb Oktaven) in Berlin verwirklicht worden. Das Tonband dieses Stückes erforderte großen technischen Aufwand. Ein Team von Musikern, Technikern, Ingenieuren und Studenten der Technischen Universität Berlin arbeiteten an seiner Realisierung. Der erste Schritt bestand in der Aufnahme aller Glocken des Carillons. Dieses Material wurde anschließend einer Spektralanalyse unterzogen, um dann in einer Re-Synthese den Glockenklang wieder zu rekonstruieren. So entstand aber nur ein Teil des Bandes. Mit Cmusic auf einem VAX-Computer (Programmierung: Bernhard Feiten) wurden harmonische Überlagerungen von mehr als 100 Glockenklängen vorgenommen, das Synclavier II wurde zur Synchronisation des ersten Abschnittes verwendet.  Alle technischen Möglichkeiten des TU-Studios kamen schließlich zur Anwendung.

Musikalisch strukturiert wird das Stück durch die Abfolge verschiedener Mosaike; jedes Mosaik zeigt dabei formale Unabhängigkeit. Der Name Vox veterrima erinnert an die traditionelle Aufgabe der Glocke, alle wichtigen öffentlichen Ereignisse anzukündigen. In seiner ursprünglichen Fassung für Carillon, Tonband und vier Schlagzeuger ist das Stück 1988 uraufgeführt worden. Als Carilloneur war Jeff Bossin beteiligt, die Klangregie hatte Folkmar Hein, der Komponist selbst bediente das MIDI-Keyboard (Fernbedienung Glocken im mittleren Register) und Martin Schulz leitete die Schlagzeugergruppe.

Die vorliegende Produktion entstand durch einen Konzertmitschnitt vom Carillon im Berliner Tiergarten im Sommer 2003 unter Mitwirkung von Jefferey Bossin am Carillon und Daniel Teige, Michael Hoeldke und Folkmar Hein; Studioproduktion: Daniel Teige (2003-2004).

 


Jeffrey Bossin

geb. 1950 in Santa Monica (Kalifornien). 1968-71 Ausbildung zum Carilloneur an der University of California at Riverside bei Lowell Smith. Seit 1972 ansässig in Berlin. Studium der Musikwissenschaft  an der TU Berlin, Abschluss 1984. Mitglied der Gruppe ›Klangwerkstatt‹. Initiierte die Einrichtung des Berliner Carillons  im Tiergarten, das er seit der Einweihung 1987 als Carilloneur betreut. Veranstaltet seit 1988 regelmäßig Konzerte auch für Carillon und Elektronik (zusammen mit dem TU-Studio; UA von Ricardo Mandolini Vox Veterrima 1988, Ed Osborn Elevation 2001, Stefano Giannotti Paesaggio con campane 2003)