akusmatisches Konzert 3, Villa Elisabeth

Samstag, 9. July

19 Uhr


François Donato

wurde 1963 in Mont de Marsan geboren, studierte Tonsatz, Harmonie und Gitarre u.a. an der Universität Pau. Insbesondere Bertrand Dubeout begeisterte ihn für die musikalischen Möglichkeiten von Lautsprecher-Orchestern. 1987-89 studierte er bei Jean Schwarz an der National Music School of Gennevilliers. 1989-90 bei Denis Lorrain und Philippe Manoury (SONUS/C.N.S.M Lyon). Seit 1991 ist er Mitglied der INA·GRM. 1992-94 unterrichtete er am Institut d’Élektronique Fondamentale (Orsay) neue Technologien der Klanggestaltung. Im September 2005 wird er Technischer Leiter des Studios „éOle” in Toulouse. Sein kompositorisches Schaffen konzentriert sich auf Musique concrète/Akusmatische-Produktionen für Choreographien und für Konzerte.

Erhielt 1999/2000 ein DAAD-Kurzstipendium.

Einige Werke:

 

The Lights of B.

2004, 15 Minuten - commissioned by GRM

Ein Augenblick zuvor, wenn Worte nicht vermitteln können, was man zu geben bereit ist. Das ist, was zwischen Liebenden geschieht: nicht dass die Intensität und die Stärke der Gefühle am Sprechen hindert, sondern dass die Sprache manchmal Idee und Gefühl nicht zur gleichen Zeit transportieren kann, die fundamentale Emotion, die sich da unten ergießt. In so einer Situation können Tränen, ein Schrei, ein keinen Aufschub duldendes sexuelles Verlangen, eine extrem langsame und sanfte Liebkosung, ein Stück Musik (die Liste ist nicht erschöpfend) zum guten Vektor werden. Und vielleicht Harmonie, eine Gefühlsintensität mit der Dauer einer Geste, ein einfacher Blick mit der Reinheit der Gefühle, benommen fühlt man sich am Grunde seines Selbst, genährt von einem unerreichbaren Licht. Letztlich ist es genau das, dem sich ein Komponist (vielleicht alle Schaffenden) das ganze Werk hindurch stellt: den guten Vektor finden, das Klangereignis, die eine richtige Dauer, um denen, die hören, dort, wo sein Drang zur Schöpfung entsteht, wenigstens einen Teil jenes unsagbaren Gefühls zu vermitteln. Und wenigstens manchmal hätte man es gern so gut gemacht, dass man selbst fähig ist Ruhe zu halten.


Ingrid Drese

geboren 1957 in Belgien. Nach ihrem Musikstudium (Klavier, Kammermusik, Musikgeschichte, Musikanalyse) studierte sie am Conservatoire Royal de Musique in Brüssel und später in Mons (Annette Vande Gorne) elektroakustische Komposition. Sie erhielt 1994 den Premier prix und 1998 den Prix Supérieur. Neben dem Komponieren unterrichtet sie Klavier. Sie ist Assistentin am Conservatoire Royal de Musique Mons im Bereich Komposition akusmatischer Musik. Ihre Musik wurde bei diversen Festivals in Belgien und im Ausland gespielt (u.a. Futura in Crest, Rien à voir in Montreal). 1996 nahm sie, eingeladen von GMEM Marseille, an einem Austausch Quebec/Belgien teil. Sie erhielt zahlreiche Preise (u.a. Preis für elektroakustische Komposition der Académie Royale in Belgien 1997).

Werkauswahl :


Marc Jaffeux

geboren 1967. Er hat radiophone Stücke geschrieben wie auch Libretti für Komponisten akusmatischer und instrumentaler Musik (Denis Dufour, Georges Gabriele, Jean-Luc Hervé, Frédéric Kahn, Jean Mahtab, Gérard Pesson, Agnès Poisson). Seit 2003 übersetzt er die Gedichte von Marianne Larsen aus dem Dänischen. Er kollaboriert als „Fictograph“ bei der tunesischen Monatszeitung Kalima, die durch die Diktatur des Presidenten Ben Ali zensiert wird. Seine Bühnenstücke werden im Verlag Eclats d’encre veröffentlicht. Ein Roman Les metamorphoses entsteht gerade.

 

Sept Œils Sauvage

2005, 25 Minuten

Text : Marc Jaffeux

Verloren in der Dunkelheit ; der Blick umherirrend.

Schattenzonen ; verschwommene  Umrisse ;  unentschlossener Widerschein.

Sehr langsam nur, offenbart sich der Weg dem Auge.

Metamorphose der Farben.

Architektonische Prinzipien einer Stadt, gegründet auf die Unbeständigkeit der Farben, werden vorgetragen.

Zerstreutes Licht, der Blick unklar, das Unartikulierte wirken an dem Gefühl der Verwirrung mit. Aber genügt ein nur schwacher Lichstrahl um uns die Geheimnisse der Materie, der Farben und Formen der Dinge preiszugeben.

Man erzählt eine Geschichte ; diskretes Erscheinen der Personen ; eine nur angedeutete Präsenz.

Leichte Einschnitte.

Zwei Welten erzählen sich. Die des Wortes, die des Klanges ; sich berührend, manchmal.

Zufällige Begegnungen. Die Beziehungen verlieren sich.

Der Weg war nicht gezeichnet.

Linien, Punkte und Flecken werden Menge, die wiederum sich selbst auflöst.

Verkörperte Worte ; diese zarten, tiefen, ruhigen, sinnlichen oder verspielten Stimmen.

Die Worte, deutlich artikuliert ; nur Bruchstücke ; manchmal unverständlich, bis ganz von der Klangmaterie aufgesogen.

Die Worte, die sich in den Farben der Klänge verlieren ; natürlich.

Die Form ist die eines Pfeiles.

Der Pfeil durchquert die Räume verschiedener Emotionen ; von seiner Bahn abgewichen, taumelnd ; von zu vielen Erschütterungen überrascht.

Und so, nur leicht streifend die Sieben Prinzipien der  Vergänglichkeit , unabänderlich, beendet der Pfeil seinen Flug in der Dunkelheit. So wie das Auge in das Undifferenzierte zurückkehrt, sich dem Unbekannten hingibt.

 Oder sollte es genau des Gegenteil sein?

Mit dem einzigen Ziel, unserem Auge das Umherirren zu ermöglichen.

 

n.b. "Auge" und "Blick" können durch "Ohr" ersetzt werden.

id

Mit den Stimmen von  Jean-Yves Izquierdo und Jérôme Crosnier, Schauspieler;
und:  Patrick Levy, Anne Behaxeteguy, Roberto Bertolino, Erwan Cossé, Fabienne Delerue, Denis Dufour, Sandrine Fay, Raphaël Mattey, Gilles Thomas d'Hoste.

Sept OEils Sauvages, ein Auftragswerk des GRM, wurde am 14. Mai 2005 in Paris, Maison de Radio France uraugeführt.


Vladimir Djambazov

wurde 1954 in eine Musikerfamilie geboren. Sein Vater spielte Trompete, seine Mutter war Sängerin. Im Alter von sechs Jahren bekam er seinen ersten Klavierunterricht, mit sechzehn Jahren graduierte er an der Musikoberschule mit Hauptfach Horn. Nach Abschluss seines Hornstudiums an der bulgarischen Musikakademie in Sofia erhielt er ein DAAD-Stipendium, mit dem er seine Studien bei Hermann Baumann an der Folkwang-Hochschule fortsetzen konnte. Dort begann er parallel mit einem Studium der Elektronischern Komposition bei Dirk Reith. Seit 1981 lebt er wieder in Bulgarien. Vladimir Djambazov schreibt elektronische Musik, Kammermusik und Musik für Theater und Film. Konzerte und Workshops mit elektronischen Musik führten ihn nach Deutschland, England, in die U.S.A., nach Indonesien, Japan, Indien, Sri Lanka und Malta. Er nahm an zahlreichen Festivals für Elektronische Musik, u.a in Deutschland, Holland und Belgien (November Music), Österreich (Wien Modern, Elektronischer Frühling und Elektrokomplex), Italien (Musica Scienza Roma), U.S.A. (FEMF Florida), Frankreich (bei INA-GRM und Synthese in Bourges), teil.
Seine Kompositionen wurden bei der Welttage der Neuen Musik in Hong Kong (2002) und Ljubljana (2003) aufgeführt. Für seine Musik erhielt Vladimir Djambazov mehrere Auszeichnungen, die meisten international.
Er ist Gründungsmitglied des bulgarischen Classic FM Radios sowie der Stiftung ppIANISSIMO, die jedes Jahr das gleichnamige Festival für neue Klaviermusik organisiert. Als Mitglied des Vorstandes der Gesellschaft für neue Musik organisiert Vladimir Djambazov das Internationale Festival Musica Nova Sofia.
Vladimir Djambazov hat einen Lehrauftrag an der Sofia Universität, wo er Audiodesign, MIDI und angewandte Musik unterrichtet.

 

Wichtigere Kompositionen:

The secret Life of a Snare Drum

2005, 10:55

Zusammen mit der Welt des traditionellen Klanges, wahrgenommen als "Musik", entdeckt das nahe Mikrophon auf einem tieferen dynamischen Niveau einen überraschend vielseitigen und dynamischen parallelen Mikrokosmos der Klänge: eine vollblutige und vielgestaltige Gemeinschaft der diskreten und nicht so diskreten "Parasitengeräusche„, die unvermeidbar das tägliche Leben der Musikinstrumente - und der Gegenstände überhaupt - begleiten. Das ist die Welt, aus der das Klangmaterial für stammt.

Mit empfindlichen Mikrophonen, innerhalb und außerhalb einer kleinen Trommell positioniert, wurde eine
Vielzahl von Klängen aufgenommen: im Sinne der unbewussten Klangerzeugung ˆ kaum hörbare Klänge wie das versehentliche Berühren der Fädern, Klopfen auf Metall, Kratzen usw., sowie Geräuschen, Ergebnisse untypischer Klangerzeugung, wie Zupfen, Reiben mit Fingern, Handflächen und unterschiedlichsten Gegenständen. Anschliessend wurden alle dies Klänge im digitalen Domain weiter als unabhängigen Klangobjekte durch verschiedene Modulationsprozesse, Filtering sowie granulare Synthese verarbeitet.

Gäbe sich der Zuhörer kurz der Vostellung hin, daß die Kleine Trommel auch eine Seele hat, wird er feststellen, daß The secret Life of a Snare Drum viel mehr "Theater" als "Kino für das Ohr" ist. Das einfache und trockene "Trrrr" der Kleinen Trommel hat in sich ein sehr starkes Potenzial und ziemlich bald wird aus ihm eine ganze Familie Klangobjekten generiert, die eigentlich thematisch die ganze "Story" trägt. Das Geheimleben der Kleinen Trommel ist eine kontinuerliche Erwartung und, wer weiß, vielleicht entdeckt eines Tages auch der kleine Soldat den Generalstab in seinem Ranzen?

Das Stück wurde während des Aufenthaltes als Gastkomponist des Berliner Künstlerprogramms des DAAD im April - Maj 2005 im Elektronischen Studio der TU Berlin realisert.