Ron Kuivila Ron Kuivila
 
"Engel in Erdton"

Engel in Erdton
Impulsive Arcs

Es gibt eine Geschichte, in der über britische Piloten erzählt wird, die bemerkten, daß Kolonien von Pinguinen ihrem Weg folgten, wenn sie den Flugstil variierten (z.B. durch Hin-und Herfliegen). Die Piloten entfernten sich zunächst in Richtung Meer, flogen dann aber zurück und steuerten direkt auf die ahnungslosen Pinguine zu, die währenddessen langsam ihre Köpfe hoben. Als die Pinguine schließlich von dem Flugzeug überquert wurden, fielen sie um.
 
"Engel in Erdton" gehört zu einer Reihe von drei Stücken mit dem Titel "Locus of Focus". Dabei agieren spezielle Antennen in ähnlicher Weise wie die o.g. Pinguine, indem sie Objekten, bzw. Klängen durch die jeweilige Ausrichtung folgen.
 
Im ersten dieser Stücke mit dem Titel "Beatification of the Facsimile Tone" folgen die Antennen speziell gestimmten, "beatifizierten" FAX-Tönen, die sich durch den Raum bewegen. Die Besucher befinden sich somit bei einer Art "Roboter-Gottesdienst", bei dem Interaktion zwar möglich ist, aber unschicklich wäre.
 
Im zweiten Stück ("Getting To Know You") bemühen sich die Antennen, ihre Besucher mit Hilfe von Fragen aus dem Minnesota Multiphasic Personality Inventory kennenzulernen und reagieren auf die Ergebnisse.
 
Der "Engel in Erdton" ist eine "sonic identity", der während der Ausstellung in der Galerie ißt, schläft, arbeitet und spielt. Der Engel ist nur erlebbar durch die Klänge, die er bei seinen Bewegungen durch den Raum macht und durch den Einfluß auf das Verhalten der Antennen, die hier als "Engel-Detektoren" dienen: Ist der Engel abwesend, stehen sie aufmerksam bereit; jedesmal wenn er erscheint, beginnen sie zu schwenken und nach ihm zu suchen. Ihre Bewegung ist dabei chaotisch und variiert rhythmisch. Wenn sie mit dem Engel gekoppelt sind, beginnen sie Maracas zu schütteln, die an ihrer Basis befestigt sind, was an den unverwechselbaren warnenden Willkommensgruß einer Klapperschlange erinnert. Der Engel antwortet mit verfremdeten Sprachlauten und anderen Klängen.
 
Am Ende des Raums befindet sich eine weiße Treppe, die im Fokus einer Videokamera steht. Besucher können hier mit dem Engel kommunizieren und sein Verhalten verändern, indem sie Opfergaben hinterlassen oder bereits abgelegte Opfergaben neu arrangieren.
 
 
Impulsive Arcs
 
Der Klang eines Funkens ist in dem Sinne ungewöhnlich, als daß er "körperlos" ist. Er entsteht nicht dadurch, daß ein schwingendes Objekt Luftbewegungen auslöst, sondern durch ein buchstäbliches "Reißen" der Luft selbst. Dies führt zu einem Klang, der sich in alle Richungen gleichmäßig ausbreitet und so für den Hörer eine unverwechselbare Präsenzqualität besitzt.
 
In dem Stück "Impulsive Arcs" wird mit Hilfe von Stahldrähten, die quer durch den Raum gespannt sind, eine Wand von Funken erzeugt. Zwischen den Drähten wird eine Spannung von 12000 Volt induziert, wodurch es an verschiedenen Orten zur Funkenbildung kommt, je nachdem wie die Drähte gerade schwingen.
 
Das resultierende Klangfeld wird durch Verfahren der Klangbearbeitung und -verräumlichung angereichert, um die erzeugten Raumpositionen und Klangfarben auf subtile Art und Weise zu verändern und zu erweitern.