Georg Friedrich Haas Georg Friedrich Haas
 
"Einklang freier Wesen für zehn Instrumente"

"... aus freier Lust ... verbunden ..."
 
Die Komposition "Einklang freier Wesen" entstand 1994/5 für das Klangforum Wien anläßlich seines zehnjährigen Bestehens. 1996 wurde die Komposition gekürzt und völlig neu bearbeitet.
 
Der Begriff des "Solistenensembles" (als solches versteht sich das Klangforum Wien selbst) ist in dieser Komposition wörtlich genommen. Jede der zehn Einzelstimmen ist gleichzeitig ein Solostück, bzw. umgekehrt entsteht das Ensemblewerk als Vernetzung von zehn selbständigen und isoliert lebensfähigen Einzellinien. (Es sind auch kleinere "Unterensembles" gedacht: ein Duo für zwei Schlagzeuge, ein Trio für Viola, Violoncello und Kontrabaß, ein Quartett für Baßflöte, Baßklarinette, zwei Schlagzeuge, Viola, Violoncello und Kontrabaß.) Diese Fassungen für ein bis sieben Instrumente werden unter dem Titel "... aus freier Lust ... verbunden ..." (unter Zusatz der jeweiligen Besetzung) veröffentlicht. Die Stimmen sind - in ihrem Tonhöhenverlauf - durch eine indonesische harmonische Struktur (wobei in den Soloparts "Harmonie" primär als Zusammenwirken des jeweils nacheinander Erklingenden gedacht ist) verbunden. In formaler Hinsicht werden Zäsuren und Einheiten in jeder Stimme sowohl unabhängig von den anderen Instrumenten als auch simultan (quasi "solidarisch") gebildet.
 
Die Titel sind einem Ausschnitt aus Friedrich Hölderlins Roman "Hyperion" entnommen: "Ich fühl' in mir ein Leben; das kein Gott geschaffen und kein Sterblicher gezeugt. Ich glaube, daß wir durch uns selber sind, und nur aus freier Lust so innig mit dem All verbunden.[...] Was wäre auch diese Welt, wenn sie nicht wär ein Einklang freier Wesen? Wenn nicht aus eigenem frohen Triebe die Lebendigen von Anbeginn in ihr zusammenwirkten in ein vollstimmig Leben, wie hölzern wäre sie, wie kalt?" (Hyperion, zweiter Band, zweites Buch, Kapitel XXVII. - Dieser Ausschnitt liegt auch, kombiniert mit anderen Hölderlintexten, dem Schlußbild meiner Kammeroper "Nacht" zugrunde. Es gibt jedoch keine direkte Beziehung zwischen der Oper und "Einklang freier Wesen".)