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Ludger Brümmer: Gates of H. |
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"The Gates of H." verwendet als Ausgangsmaterial das Sample eines Volksliedes, das durch einen bulgarischen Frauenchor interpretiert wird. Die Überlegung, ein bereits existierendes Musikstück für eine neue Komposition heranzuziehen, geht davon aus, eine neue Struktur über das Ausgangsmaterial zu legen und damit eine Spannung zwischen der Originalstruktur des Stückes und der vom Algorithmus ausgehenden Struktur herzustellen. Es ist eine Mischung aus unterschiedlichen Zeitkonzepten, wobei der Zuhörer manchmal beide gleichzeitg versteht. Der Ausgangsklang hat dabei die Funktion eines dem Hörer eventuell bekannten Bezugspunktes, der über verschiedene Parameterkonstellationen des Algorithmus' neu definiert wird. Diese Technik ist der zeitlichen Collagetechnik im Medium Film vergleichbar, in der eine kontinuierliche zeitliche Struktur durch den Wechsel zwischen Handlungszeit und Vergangenheit/ Zukunft zu einer neuen Abfolge zusammengeführt wird. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Zeitpositionen des Quellklanges in "The Gates of H." findet in den musikalischen Algorithmen in viel kleineren Zeiteinheiten als im Film statt. Dadurch gewinnt die Strukturierung der Zeit selbst einen eigenständigen Klangcharakter, der sich zwar in Abhängigkeit von dem Quellklang entwickelt, jedoch gleichzeitig eine selbständige Struktur erzeugt. Zusätzlich zu der zeitlichen Neustrukturierung erzeugen die dynamischen Veränderungen (crescendo/ decrescendo), das Vorwärts oder Rückwärts Abspielen des Klanges und die Klangdauer, zusammen mit der Veränderung der Samplingrate eine Maskierung des Ausgangsklanges, wodurch das Profil einer Stimme manchmal klar und erkennbar bleibt, manchmal verschwommen erahnt werden kann, zumeist nicht identifizierbar ist. Derselbe Maskierungseffekt beeinflußt die harmonische Struktur des Stücks insofern, als sich der Charakter der harmonischen Sukzession des bulgarischen Volksliedes mit der Tonhöhenstruktur des Algorithmus überlagert. Als Resultat dieses Bearbeitungsprozesses entstehen Klangverläufe, in denen entweder das Klangprofil des Ausgangsklanges oder die Materialstruktur der algorithmischen Komponente dominiert. Den verwendeten Algorithmen liegt eine zentrale Idee zugrunde: ein oder mehrere Werte (Variablen) nehmen in unterschiedlicher Geschwindigkeit zwischen zwei beweglichen Grenzbereichen zu oder ab. Der erste Klang zum Beispiel wurde so erzeugt, daß der Tonhöhenwert zwischen Anfang und Ende des Klanges auf und ab pendelt, der Zeitwert dagegen vorwärts und rückwärts. "The Gates of H." wurde 1993 vollständig digital auf dem NeXT-Netz des Center for Computer Research in Music and Acoustics (CCRMA) der Stanford University Kalifornien mit Hilfe von William Schottstaedt's Synthese-Sprache "Common Lisp Music", Rick Taube's Kompositions-Sprache "Common Music" sowie Paul Lanskie's Mixing-Programm "RT" generiert. |