Ludger Brümmer

Titel: Move
für Klavier, Live elektronik und Video Triptychon

In dieser Komposition präsentiert sich das Klavier als das alles kontrollierende Meta-Instrument. In ähnlicher Weise wie das Cembalo im Barock Zeitalter als harmonisches Zentrum des Orchesters verwendung fand, wird die moderne Version des Cembalos hier mit verschiedenen technischen Instrumenten erweitert. Mehr noch; der Computer und sein Spieler verschmelzen geradezu mit dem Klavier und dem Pianisten. Während der Computerspieler die Reaktion und Aktion seines Instrumentes ständig neu bestimmt, sorgt der Pianist mit seinen Aktionen für die nötigen Auslöser, ohne die nichts passieren würde. Mit dem angeschlagenen Ton bestimmt der Pianist ob ein Video abgespielt wird, oder ob ein Sample erklingt. Zusätzlich kann der gerade gespielte Ton durch den Computer klanglich verändert wiedergegeben werden.
Musikalisch bewegt sich dieses Werk von der Klangfläche zu einer akkordisch rhythmischen Ausgestaltung, wobei sich die rhythmisierte Klangstruktur zu einer spannungsgeladenen Klimax entwickelt. Die vollständig algorithmisch erzeugte Partitur des Klaviers zeigt diese Ausprägung am deutlichsten. Das prozesshafte Ausgestaltung dieser Musik lässt sich nicht nur als ein von der Minimal-Music besetztes Topic verstehen. Es stellt an sich eine extreme Ausbildung der Variationsform dar, in der sich bestimmte Informationseinheiten graduell verändern. Diese permanente Veränderung stellt eine enormes Spannungspotential her, wie es schon in berühmten Vorbildern wie Ravels Bolero modellhaft vorgeführt wurde.
Das Video nimmt unterschiedliche Rollen ein. Ist es anfangs ein vom Klavier mitgestaltetes zeitlich kontroliertes Element so entwickelt es sich im Verlauf des Stücks zu einer eigenständig erzählenden, allerdings die Struktur des Stückes unterstützenden Linie.

Die Komposition entstand 2006 in den Studios des ZKM Karlsruhe.

Kurz-Bio

Ludger Brümmer (geb. 1958) studierte Komposition bei Nicolaus A. Huber und Dirk Reith an der Folkwang Hochschule Essen. Er komponierte Musik für das Nederlands Dans Theater, Den Haag mit Susanne Linke und mit dem Installationskünstler und Architekten Christian Moeller für Ausstellungen in Tokio, Lissabon und im Science Museum London.

Von 1991-1993 war er DAAD Stipendiat am "Center for Computer Research in Music and Accoustics", an der Stanford Universität Kalifornien. Er arbeitete am "Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe" lehrte am "Institut für Computermusik und elektronische Medien" der Folkwang Hochschule Essen fort.  Von 2000 war er als Research Fellow an der Kingston University London und von April 2002 Professor für Komposition am Sonic Art Research Centre in Belfast. Seit April 2003 leitet er das "Institut für Musik und Akustik" am ZKM.  Mit prominenten Präsentationen in Japan, Athen, Montreal, am GRM in Paris, bei den Inventionen in Berlin und beim Ars Electronica Festival in Linz setzt Brümmer in diesem Jahr als Komponist international Akzente im Bereich von Computermusik und Video.

 Er erhielt den "Folkwangpreis", WDR Preis, "Busoni" Preis, Goldene Nica der "Ars Electronica" vom ORF dessen Jurymitglied er 1995/96 war, einen Preis beim "Luigi Russolo" Wettbewerb eine Ehrenvolle Nennung beim "Stockholm Award" 1995, den Grand Prix de Bourges 1997 sowie 2001 und gewann den ersten Preis beim Rostrum der UNESCO für elektronische Musik und eine Nominierung beim Internationalen Videokunstpreis des Südwestfunks und des ZKM, 2. Preis beim Prix Ars Electronica 1998.