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Textbeiträge zu

Inventionen / Elektronisches Studio / Berliner Künstlerprogramm des DAAD

in der Jubiläumspublikation

"Blickwechsel -
25 Jahre Berliner Künstlerprogramm"

herausgegeben von Stefanie Endlich und Rainer Höynck, Argon-Verlag Berlin 1989.

Seite 236: Rückblick auf die Kooperation Elektronisches Studio <-> Berliner Künstlerprogramm

Die Kooperation mit dem Elektronischen Studio der Technischen Universität Berlin, einer Einrichtung des Fachgebietes Kommunikationswissenschaft, begann 1980 dank der Initiative seines Leiters Folkmar Hein und Helga Retzers. Wichtigstes Ergebnis der Zusammenarbeit sollte die Veranstaltungsreihe "Inventionen" werden (1982-86). Folkmar Hein fasst im Rückblick Umfang und Bedeutung der Kooperation seit 1980 zusammen:

Die Programmgestaltung der "Inventionen" mit dem Akzent auf EM (Elektroakustischer Musik) war international, neu, unabhängig. Immerhin kamen insgesamt 266 Werke (mit 33 Uraufführungen) von 161 Komponisten mit 44 Solisten/Ensembles zur Aufführung; etwa 20 % der Werke stammten von momentanen bzw. ehemaligen DAAD-Stipendiaten. Das Elektronische Studio war mit gerade 10 % der Stücke und Komponisten beteiligt, davon vier DAAD-Komponisten mit zehn Uraufführungen. Begleitend erschienen fünf umfangreiche Programmhefte (Volumen von insgesamt 611 Seiten) mit zwölf musikwissenschaftlichen Aufsätzen, zwei Schallplatten (Edition RZ) sowie zwei Sonderdrucken (Geschichte der EM, Computermusik). An dieser Statistik ist die Größenordnung und Einmaligkeit des Festivals sowie die Wichtigkeit für das Berliner und das internationale Musikleben ermessbar. Schaue ich mir über das Zusammenwirken bei den "Inventionen" hinaus die übrigen Berührungspunkte zu dieser einmaligen Institution an, so lässt sich statistisch fortfahren: Da waren neben den fünf "Inventionen" noch weitere acht Aktionen/Konzerte, von denen die umfangreichste "digital music live" Ende 1984 war, kurz nach Helga Retzers Tod. Seit 1980 schufen 13 DAAD-Gäste 29 von insgesamt 63 Produktionen EM im Elektronischen Studio der TUB. Die Komponisten/Künstler waren:
Schaeffer, Corcoran, Kang, Grisey, Kosugi, Dubrovay, Gaussin, Body, Quartucci, Amacher, Mandolini sowie unterstützend Corner, Zinnstag und Santos. Diese Werke wurden weltweit 139 mal aufgeführt. Inzwischen hat sich eine sinnvolle und funktionelle Aufgaben- und Arbeitsteilung ergeben, und es gibt sogar eine vertragliche Regelung zwischen TUB und DAAD, die die Studionutzung durch DAAD-Gäste gegen ein vom Studio frei zu bestimmendes Kurzstipendium aufrechnet. Die DAAD-Komponisten haben seit etwa 1981 in der Lehre unseres Fachgebietes eine exemplarische Rolle übernommen und sie damit international verkettet und verankert, was einmalig in Deutschland sein dürfte.

Folkmar Hein, Ende 1988

 

Seite 279: Inventionen '82

Nach den Metamusikfestivals der siebziger Jahre fehlte ein regelmäßiges Forum, um Musik von BKP-Gästen, deren Schaffen einen eher experimentellen Charakter hatte und deshalb in die Berliner Konzertlandschaft nicht recht zu integrieren war, einem Berliner Publikum vorzustellen. Die unter solcher Perspektive in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste initiierte Konzertreihe "Klangfiguren" nahm eine andere Entwicklung. Daher wurde mit der 1981 in Zusammenarbeit mit dem Elektronischen Studio der Technischen Universität unter dem Titel "Stimmen" veranstalteten Reihe von Konzerten ein neuer Ansatz gesucht, der insbesondere auch der Wechselwirkung von Musik und Technik wieder einen breiteren Raum bereitstellen sollte.

(Die enge Zusammenarbeit mit dem TU-Studio führte schließlich 1986 zu einem Kooperationsvertrag, der BKP-Gästen die Arbeit in dem Studio ermöglicht, der es aber auch dem Studio selber erlaubt, jedes Jahr eine gewisse Anzahl von Arbeitsstipendien an Komponisten seiner Wahl zu geben.) 1982 ging aus dem durchaus erfolgreichen Konzept der "Stimmen" dann die Reihe der bis 1986 jährlich jeweils im Frühjahr stattfindenden "Inventionen" hervor, die sich in ihren fünf Jahren zu einem Festival neuer Musik erweitert haben, das über die Grenzen Berlins hinaus Beachtung gefunden hat.

Es war die Idee von Anfang an, nicht allein neue - oder auch in Berlin wenig bekannte - Werke von BKP-Gästen aufzuführen; zugleich wurde der Dialog mit der anderen zeitgenössischen Produktion, aber auch mit der Geschichte gesucht. Damit sollte der bloßen Aneinanderreihung von Novitäten - wie sie zum einen vom Berliner Künstlerprogramm nicht zu leisten ist, und wie sie zum anderen auch die einzelne Komposition eher neutralisiert - ein Gegengewicht geschaffen werden, das durch diese doppelte, sowohl historische als auch zeitgenössische Standortbestimmung das jeweilige Werk schärfer konturiert. Zum anderen war an diese Überlegungen der schüchterne Versuch geknüpft, durch das simple Faktum, auch ältere, in ihrer Qualität jedoch unbestrittene, gleichsam "klassische" Kompositionen zur Aufführung zu bringen, Beiträge zu einer Art elektroakustischen "Repertoires" zu leisten. Dadurch sollte dem gerade auf dem Gebiet der künstlerischen Arbeit mit technischen Medien weitverbreiteten unreflektierten Fortschrittsglauben ein kleines Korrektiv entgegengesetzt werden. Schon das erste Jahr der "Inventionen", 1982, zeigte mit seinen vier Abenden dieses dreifache Bemühen. Im ersten Konzert wurden aktuelle Arbeiten von Mario Bertoncini und Sukhi Kang zusammen mit einer ebenfalls im TU-Studio entstandenen Arbeit von Takehito Shimazu und einer Komposition des Berliners Roland Pfrengle vorgeführt. Ein Querschnitt durch die neueste Produktion des Stockholmer EMS-Studios und eine Aufführung des Wiener K & K Experimentalstudios erweiterten die zeitgenössische Dimension. Der Höhepunkt des Jahres 1982 war der in Zusammenarbeit mit dem WDR veranstaltete Abend mit älteren und neueren elektroakustischen Kompositionen von Iannis Xenakis.

Klaus Ebbeke

 

Seite 287: Inventionen '83

Fanden die Konzerte des Jahres 1982 noch im TU-Lichthof und in der Akademie der Künste statt, so konnten die "Inventionen" im kommenden Jahr eine gewissermaßen "eigene" Örtlichkeit beziehen: das Dachgeschoß des nun zur Technischen Universität gehörigen AEG-Gebäudes in der Weddinger Ackerstraße. Hiermit waren völlig neue räumliche Voraussetzungen gegeben, die gerade in den folgenden Jahren auch zu künstlerischen Konsequenzen führten.

Die zentrale Veranstaltung der "Inventionen '83" war die Berliner Erstaufführung von Luigi Nonos 1982 entstandenem "Diario Polacco Nr. 2" für vier Frauenstimmen, Bassflöte, Violoncelli und LiveElektronik mit dem Experimentalstudio der Heinrich-Strobel-Stiftung unter der Gesamtleitung des Komponisten. "Diario Polacco Nr. 2" gehört mit "Das atmende Klarsein" (1980/81) und "Io, frammento dal Prometeo" (1980/81) zu jener nach dem Streichquartett "Fragmente - Stille. An Diotima" (1980) entstandenen Reihe von live-elektronischen Kompositionen, die in dem umfassenden Projekt "Prometeo" kulminierte.

Nonos "Diario Polacco Nr. 2" stellt so gleichsam auch das ideelle Motto des Festivals, das sich in diesem Jahr in einem Schwerpunkt dem Schaffen zeitgenössischer polnischer Komponisten widmete. Die traditionell guten Kontakte des Elektronischen Studios zum Experimentalstudio des polnischen Rundfunks wurden in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Ein Konzert mit neuen Produktionen amerikanischer Studios machte mit den aktuellen Entwicklungen auf dem Gebiet der Computer-Musik bekannt, wobei insbesondere die Tendenz sichtbar wurde, den Computer-Klängen "normale" Instrumente an die Seite zu stellen.

Klaus Ebbeke

 

Seite 298: Inventionen '84

Den Schwerpunkt der "Inventionen '84" bildete eine umfangreiche Präsentation historischer und aktueller Arbeiten des Pariser INA-GRM Studios (Institut National de l'Audiovisuel - Groupe des Recherches Musicales). Dieses am ORTF beheimatete Studio leitet sich aus der musique-concrète Ästhetik Pierre Schaeffers her und markiert mit seinem in vielfacher Weise dem Hörspiel verpflichteten, literarisch inspirierten Schaffen den künstlerischen Gegenpol zu einer eher auf "reine" Musik zielenden Ästhetik, wie sie das IRCAM oder auch die Kölner Anfänge der "elektrischen Musik" vertreten. Das INA-GRM hatte sein eigenes "Lautsprecherorchester" mitgebracht und errichtete damit in der weitläufigen Etage der Ackerstraße eine akustische Landschaft. Auch dies ist eine bis in die Anfänge des Studios zurückreichende Tradition: das auf dem Tonband fixierte musikalisch-literarische Kunstwerk ist kein auf ewig unverrückbar fixierter Vorgang. Die Reproduktion mittels des sich immer wieder wandelnden Lautsprecherorchesters, die in einem künstlerischen Akt vor Ort gesteuert wird, belebt erst das auf dem Band fixierte Rohmaterial.

Das Konzept der experimentellen Klangerzeugung wurde bei den "Inventionen '84" um eine neue Facette bereichert. Zwar hatte schon 1982 Mario Bertoncini seine nach dem Prinzip der Äolsharfe gebauten Windinstrumente präsentiert, das selbstgebaute Musikinstrument, der selbstgebaute Klangerzeuger wurde aber erst jetzt auf breiterer Basis vorgestellt: sowohl die kanadische Gruppe "Sonde" wie auch Herbert Försch-Tenge und Yoshimasa Wada experimentierten mit selbst entworfenen akustischen und elektroakustischen Instrumentarien. Ob eine derartige Abkehr von der musikalischen Hochtechnologie als bewusster Schritt zu einer "armen Musik" verstanden werden kann, muss dahingestellt bleiben. Dass jedoch gerade in einer Situation scheinbar unbegrenzter technischer Möglichkeiten ein größerer Kreis von Musikern eine ebenso phantasievolle wie rigide Beschränkung seiner Mittel sich auferlegt, deutet auf ein zunehmend kritisches Verhältnis gegenüber den neuen Technologien. — Ein Programm mit elektroakustischer Musik aus Lateinamerika eröffnete den Blick auf eine kaum bekannte musikalische Landschaft, eine Musik, die sich dagegen ganz explizit als "arme Musik" empfindet.

Im Herbst präsentierte das Computermusik-Center der Stanford University, dessen Leiter John Chowning 1974/75 DAAD-Gast war, einen Querschnitt durch seine künstlerischen Aktivitäten: "Digital Music and Jazz Live". Das, was sich bei den "Inventionen '83" angedeutet hatte, trat hier in besonderer Weise hervor. Die "reine" elektroakustische Komposition scheint für den Komponisten immer mehr an Interesse zu verlieren. Die komplexe Technologie macht es dem Musiker immer schwerer, den Apparat geistig zu beherrschen und nicht seinen oberflächlichen Suggestionen zu erliegen. Ein Ausweg wurde mit interaktiven Systemen gesucht, wie sie von Richard Teitelbaum vorgestellt wurden.

Klaus Ebbeke

 

Seite 314: Inventionen '85

Die "Inventionen '85" legten den besonderen Akut auf die hierzulande wenig bekannte neuere elektroakustische Musik aus Großbritannien und den Niederlanden. Der Aspekt selbstgebauter Klangerzeuger, der bereits im vorangegangenen Jahr vertreten war, wurde durch die selbstgebauten Instrumente Hans Karsten Raeckes, eine Installation des Berliner Künstlers Julius und die Musikmaschinen von Martin Riches weitergeführt, wobei die Wechselwirkung von bildender und akustischer Kunst bei den zwei letztgenannten Arbeiten deutlich spürbar wird. Richard Teitelbaum und George Lewis führten Improvisationen vor mit einem Netzwerk aus zwei auf Kleincomputern basierenden interaktiven Systemen (Teitelbaums "Digital Piano System" und Lewis' "Rainbow Family").

Zum ersten Male hatten die Akademie der Künste und die Veranstalter der "Inventionen" sich entschlossen, die Termine der "Inventionen" mit denen der von der Akademie veranstalteten Reihe "Sprachen der Künste" zu koordinieren. Was in diesem Jahr noch eine eher äußerliche, rein terminliche Klammer war, geriet im kommenden Jahr mit einer gemeinsamen Themenstellung zu einer auch inhaltlichen Zusammenarbeit.

Klaus Ebbeke

 

Seite 323: Inventionen '86

Die "Inventionen '86" standen unter dem gemeinsam mit der Akademie der Künste gewählten Motto "Musik und Sprache", das in der Musik des zwanzigsten Jahrhunderts einen der zentralen Ströme des künstlerischen Denkens markiert. Die Spannbreite des Präsentierten reichte von neusten elektroakustischen Kompositionen, elektroakustischen und instrumentalen Klassikern (wie Karlheinz Stockhausens "Gesang der Jünglinge", jener beinahe schon paradigmatischen Sprach-Komposition, "Hymnen" oder auch Olivier Messiaens "Méditations sur le Mystère de la Sainte Trinité", die die Buchstaben heiliger Texte direkt in einen musikalischen Text übertragen) über akustische Installationen (John Driscoll/Richard Lerman), einen umfangreichen Performance-Teil (u. a. Jean Dupuy, Alvin Lucier, Giorgio Battistelli, Diamanda Galas, Gerhard Rühm), Workshops bis hin zu einer in Verbindung mit den Freunden der Deutschen Kinemathek zusammengestellten Reihe von Filmen zum Verhältnis von Sprache, Klang und bewegtem Bild. Der Westdeutsche Rundfunk hatte eine Audiothek "Komponisten als Hörspielmacher" zur Verfügung gestellt, die mit exemplarischen Werken den heutigen Stand einer autonomen Radiokunst dokumentierte.

Besonderer Aufmerksamkeit erfreuten sich das von Willem de Ridder, Cora und Alvin Curran konzipierte und realisierte Projekt "Walkman Berlin 1986" sowie das Konzert der japanischen Karyobinga Sho-Myo-Gruppe in der St. Sebastian Kirche mit eigens für diesen Mönchschor geschriebenen Stücken zeitgenössischer Komponisten.

Klaus Ebbeke

 

Das Herzstück der "Inventionen '86" war gleich zu Beginn ein Performance-Weekend, bei dem die Ereignisse im Schlagabtausch aufeinander folgten und das Publikum von einer der zahlreichen riesigen, mit Teppichboden ausgelegten Fabrikhallen in die nächste zog. Es gab nur wenige Stühle, die meisten saßen oder lagen auf Kissen aus Schaumgummi und fühlten sich in der zwanglosen Umgebung eigentlich ganz wohl. In Köln oder Frankfurt wäre es schon sehr viel schwerer gewesen, ein solch enthusiastisches Publikum für neue Musik in eine Fabrik am Rande der Stadt zu locken, während die Berliner Szene für solche Dinge empfänglich scheint. Der Beitrag der Akademie der Künste in deren eigenen Räumen hielt sich demgegenüber in weit konventionellerem Rahmen.

Gisela Gronemeyer
"Musik Texte"

 

Seite 274: zum vorläufigen Ende der Inventionen (1988)

Die Verbindung des Elektronischen Studios der Technischen Universität Berlin zum Berliner Künstlerprogramm des DAAD wurde eigentlich gewiesen durch die provinzielle Berliner Situation der zeitgenössischen Musik selbst: In meinen ersten vier Jahren als Leiter des Studios nämlich hatte ich die Erfahrung machen müssen, dass mit der Potenz der Berliner Komponisten auf dem Gebiet der Elektroakustischen Musik (EM) keine bedeutsamen Werke entstehen können. Als Jozef Patkowski, Gast der HdK, übrigens auf eine beispielhafte Initiative des damaligen Vizepräsidenten Hellmuth Kühn hin, 1979 für ein Semester in Berlin und hauptsächlich im Elektronischen Studio der TUB weilte und mir beibrachte, wie man Konzerte EM durchführt und ein interessantes, internationales Programm gestaltet, war an sich die Richtung zum DAAD eingeschlagen, denn der hatte ja ähnliches zu vertreten! Der Komponist Boguslaw Schaeffer war dann für 1980 DAAD-Stipendiat; ich lud ihn ein, im Studio zu arbeiten - es entstanden die ersten vier "DAAD"-Werke, die noch im gleichen Jahr zusammen mit dem DAAD uraufgeführt wurden, im Amerika Haus (!) und TU-Lichthof. Ganz wesentlich war der entstandene Kontakt zu Helga Retzer, denn sie brachte dem Projekt "stimmen" unkompliziert und neugierig eine geistige, finanzielle und organisatorische Unterstützung entgegen. Ermutigt durch den Erfolg dieser ersten Konzerte war der nächste, größere Schritt hin zu den "Inventionen" nur folgerichtig: Während des Warschauer Herbstes 81 nachts gegen 3 Uhr in der Küche von Patkowski entstand das erste Programm mit Schwerpunkten auf Xenakis und EMS-Stockholm, das ich dann mit dem Komponisten Sukhi Kang (DAAD-Gast 1981, der auch den Namen des Festivals erfand) und Helga detailliert weiterplante und realisierte.

Während man sonst dem Festival bald Rang und Achtung entgegenbrachte, wollte die Berliner Medienlandschaft ihm keine Beachtung gönnen (vielleicht des internationalen und eben nicht selbsteingemachten Charakters wegen - oder weil eine Berliner Lobby überhaupt nicht angesprochen war: Nur vier lokale Komponisten waren aufgeführt!), und auch die Kulturpolitiker blieben unbeeindruckt. So konnten, ich sage sang- und klanglos, die "Inventionen" einfach gestrichen werden, ohne dass es nennenswerten Einspruch - selbst aus den eigenen Reihen des DAAD - gab! Dazu sei erwähnt, dass die Kosten für die "Inventionen" nahezu vollständig zu Lasten des DAAD gingen. Vielseitigkeit, Unabhängigkeit, Unparteilichkeit, Offenheit, Professionalität sind ja Voraussetzung für Freiheit in Forschung und Lehre und hier auch für Musikproduktion sowie für eine mir sinnvoll erscheinende Kulturpolitik. Der DAAD ist eine Bastion, die diese aufgezählten Tugenden gegen den Trend des Kommerzes verteidigt hat und noch weiter verteidigen sollte.

Neben der Kooperation mit dem Elektronischen Studio hat der DAAD, wie ich beobachten konnte, eine sehr wesentliche Funktion im Berliner Musikleben gehabt, indem er die vom Senat vernachlässigten Randgruppen (zum Beispiel FMP, Freunde guter Musik, KATO, Giannozzo) oder auch sehr spezielle bzw. unübliche Vorhaben größerer Institutionen, zum Beispiel von Bethanien, Akademie, RIAS, SFB, vielfältig und unbürokratisch unterstützte. Ich wünsche mir, dass der Musikbereich des Berliner Künstlerprogramms stärker gefördert wird, um auch die "Inventionen" wiederentstehen zu lassen.

Folkmar Hein