Agostino Di Scipio, geboren 1962 in Neapel, befasste sich zunächst autodidaktisch mit Musik und studierte dann (ab 1984) elektronische Musik und Komposition am Konservatorium von L’Aquila (Italien) bei Michelangelo Lupone, Giancarlo Bizzi und Mauro Cardi. Arbeitsgebiete: Komposition, Forschungen zur Computermusik, und zur Analyse und Theorie musiktechnologischer Entwicklungen. In seinen Kompositionen arbeitet er häufig mit Netzwerken klanglicher Echtzeit-Interaktionen zwischen Performern (Instrumentalisten und anderen), Maschinen und Umgebungen; die verwendeten Instrumental-, digitalen Klang-Synthese und -verarbeitungstechniken sind häufig inspiriert von Phänomenen wie Rauschen oder Turbulenz. Di Scipio komponierte auch zwei groß angelegte Werke an der Schnittstelle von „elektronischem Kammermusiktheater“ und „Dichterlesung mit elektronischen Klängen“: Sound & Fury (1995-98) und Tiresia (2001, zusammen mit dem Dichter Giuliano Mesa).

2004 war er Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. Er arbeitet hauptsächlich im eigenen Studio, aber auch als Gast internationaler Institutionen im Bereich der elektroakustischen und Computermusik, auch im elektronischen Studio der TU Berlin. Er unterrichtet elektronische Musik am Konservatorium von Neapel und als Gastprofessor am Centre de Création Musicale Iannis Xenakis (Paris-Alfortville), jüngst auch an der University of Illinois in Urbana-Champaign, außerdem bei weiteren Bildungsinstitutionen in Europa und anderswo. Di Scipios Essays und Studien zur Geschichte und kritischen Theorie musikalischer Technologien erscheinen in Fachzeitschriften ebenso wie in kulturwissenschaftlich breiter angelegten Zusammenhängen, etwa in La Revue d’Esthétique (Paris) oder Angelaki (Oxford); als Herausgeber betreute er italienische Übersetzungen der Schriften von Gottfried Michael Koenig (Genesi e forma, Rom: Semar, 1995), Michael Eldred (Heidegger, Hölderlin & John Cage, Rom: Semar, 2000) und Iannis Xenakis (Universi del suono, Mailand: LIM/Ricordi, 2003).


Natalia Pschenitschnikova, geboren in Moskau, schloss ihr Flötenstudium am Tschaikovsky-Konservatorium mit Auszeichnung ab. Neben ihrer Tätigkeit als Solistin und Ensemblemusikerin wirkte sie mit in Theater- und Tanzproduktionen und trat als Performancekünstlerin auf. Als Solo-Flötistin und Vokalistin konzertierte sie bei vielen bedeutenden internationalen Festivals; zahlreiche Werke für Flöte und/oder Stimme wurden ihr zur Uraufführung anvertraut.


Anna Clementi, in Rom aufgewachsen, hat nach Abschluß ihres Querflötenstudiums Schauspiel an dem Centro Sperimentale del Teatro studiert . 1985 ging sie nach Berlin und hat dort an der Hochschule der Künste bei Dieter Schnebel Experimentelle Vokalmusik und zeitgenössisches Musiktheater studiert. Daraus ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Komponisten entstanden, sowohl als Solistin als auch als Mitglied der von ihm gegründeten Gruppe "Die Maulwerker". Darüberhinaus studierte sie u.a. bei Kara Johnstad Jazzgesang und bei Mieko Kanesugi Belcanto. Aufgewachsen als Tochter des in Rom lebenden sizilianischen Komponisten Aldo Clementi und ausgebildet als Instrumentalistin, Schauspielerin und klassische Sängerin, faszinierte sie die Entwicklung und Umsetzung von Werken, bei denen das Zusammenwirken von Sprache, Gesang, Tanz und Theater im Zentrum steht. Einen besonderen Focus legte sie dabei auf die Ausdrucksmöglichkeiten und Wandelbarkeit ihrer Stimme. Das führte Sie u.a. zu einer eingehenden Auseinandersetzung mit der Arbeit von John Cage, dessen Werke für Stimme sie auf zahlreiche Festivals weltweit aufgeführt hat, u.a. in Rotterdam, Groningen, Rümlingen, Rom, Berlin, München, Leipzig, Dresden, Bordeaux, Glasgow, Palermo, Rio de Janeiro, Tel Aviv und Jerusalem. Ihr Musikrepertoire bewegt sich heute zwischen den verschiedensten Sparten des 20. bzw. 21. Jahrhunderts: Zwölftonmusik, Kabarett, Freie Improvisation, experimentelle Musik, Jazz, Performance Art, Chanson, House und Dub. Sie hat Werke uraufgeführt u.a. von Dieter Schnebel, Nicola Sani, Aldo Clementi, Laura Bianchini, Rupert Huber, Iris ter Schiphorst, Helmut Oehring, Conrado del Rosario, Daniel Ott, Emanuele Casale, Giovanni Damiani, Chico Mello, Stephanie Schweiger, Uwe Rasch, Michael Hirsch und Rainer Rubbert.


Matias Guerra, geboren 1973 in Santiago, Chile, ist bildender Künstler. Er lebt und arbeitet zur Zeit in Rom. Guerra ist im Bereich des Informationstechnologie-Projekt-Management  tätig und ist seit 1990 in verschiedene Technologie-Projekte und sozial-politische Aktivitäten involviert. Daneben arbeitet er eng mit Schriftstellern, Architekten und Musikern zusammen und beschäftigt sich mit Malerei und Installation. Im Dezember 2005 findet eine gemeinsame Aufführung mit Agostino Di Scipio im MUHKA (Museum van Hedendaagse Kunst, Antwerpen) statt. Seine erste Einzelaustellung wird in der "NT art Gallery" in Bologna im März 2006 eröffnet.


Der Schriftsteller und Essayist Giuliano Mesa ist 1957 in Salvaterra, Italien, geboren. Er studierte Klavier und Komposition bei Armando Gentilucci. Im Laufe der Jahre nahm er an zahlreichen politischen Aktivitäten teil. Seine veröffentlichten Gedichte sind u.a.: Schedario (Geiger, 1978), I loro scritti (Quasar, 1992), Improvviso e dopo (Anterem, 1997), Quattro quaderni (Zona - 2000), Chissà (D'If - 2002). Gesammelte Gedichte werden demnächst bei Donzelli in Rom erscheinen.

Er ist einer der Mitbegründer des Literatur-Kollektiv-Projekts „Akusma“ (Akusma, forme della poesia contemporanea, Metauro 2000).


KNM Berlin

mit Winfried Rager (Klarinette), Robin Hayward (Tuba), Steffen Tast (Violine).

Der Impuls des Anfangs ist bis heute erhalten geblieben. Er hat sich im Laufe der nunmehr siebzehnjährigen Arbeit des Ensembles modifiziert, transformiert, ist jedoch niemals verlorengegangen. Dieser Impuls ist Unangepasstheit. Als sich zwischen 1987 und 1989 an der damals (Ost)Berliner Musikhochschule >Hanns Eisler< gleichgesinnte Studenten um Juliane Klein und Thomas Bruns zusammenfanden, um ein Ensemble für neue Musik zu gründen, wollten sie dem institutionellen Traditionsmief ihrer Ausbildungsstätte Eigenes entgegensetzen. Die Unangepasstheit, die keineswegs politisch sondern ästhetisch motiviert war, hatte für die Ensemblearbeit entscheidende Konsequenzen. Ausgehend von jenem Erlebnisaspekt, den die Musiker auf ihr Publikum übertrugen, verstanden sie das Konzert von Anfang an als Experiment. (Gisela Nauck)

So war es nur konsequent, dass das KNM Berlin die »offenen« Musikkonzepte der 60er Jahre aufgriff, um diese bewusst in spannungsvolle Beziehungen zu aktuellen Tendenzen des Musikmachens zu setzen. Resultate dieser künstlerischen Auseinandersetzung waren in den 90ern etwa die Präsentation von Konzertinstallationen (u.a. mit Peter Ablinger, Nicolas Collins, Ana Maria Rodriguez) oder später dann die Zusammenarbeit mit den belgischen Regisseuren Ingrid von Wantoch Rekowski und Jan Lauwers. Die gemeinsamen Arbeiten wurden in ganz Europa und den USA u.a. zu den Donaueschinger Musiktagen, den Wiener Festwochen, der settembre musica Torino, ars musica Brüssel und musica Strasbourg erfolgreich gezeigt.

Wichtige Impulse kamen weiterhin sowohl aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Komponisten z.B. wie Mark André, Richard Barrett, Pierluigi Billone, Beat Furrer, Georg Katzer, Helmut Lachenmann, Chris Newman, Helmut Oehring, Salvatore Sciarrino und Dieter Schnebel als auch durch die ständige Arbeit mit Dirigenten wie Roland Kluttig oder Peter Rundel.

2002 beschlossen die 11 Mitglieder des KNM, auch in kleineren Kammermusikformationen zu arbeiten. So entstand aus der ungewöhnlichen Kombination von Bläsertrio und Tuba "KNM Ganesha" und schließlich 2004 das "KNM Quartett".

Aktuell arbeitet das KNM Berlin neben vielen anderen Konzertprojekten an einer szenischen Realisierung von Helmut Lachenmanns "mouvement (-vor der Erstarrung)", die in der Regie von Xavier Le Roy im November 2005 in Wien anlässlich von Wien Modern Premiere haben wird.

Das KNM Berlin wird unterstützt durch die Akademie der Künste, die INM Berlin, das Konzerthaus Berlin, die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH und die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Ausgewählte Projekte wurden durch den Hauptstadtkulturfonds mehrfach gefördert. 2003/2004 erhielt das Ensemble eine nachhaltige Unterstützung durch die Kulturstiftung des Bundes.